Auszug aus: Die Göttin - eine Reise ins Licht von Hanimun

Autor: Hanimun
Titel: Auszug aus: Die Göttin - eine Reise ins Licht
Kategorie: Biografien
publiziert am: 27.04.2010 14:09
Inhalt:

Der Basar im Orient und Fatima
Ich erwache langsam und doch erinnert mich nur meine volle Blase daran nun bald den Morgen, der die Nacht ablöst, zu begrüßen. Ich mag aber noch nicht aufstehen und rolle mich wie eine Katze ein und lasse die Bilder einfach kommen die sich mir so eindringlich zeigen. Ich begrüße diesen Film der vor meinem geistigen Auge abläuft und mir ist in diesem Augenblick nicht ganz klar, ob es nun der letzte Rest eines Traumes war oder, wie so oft, eine Reise in die Vergangenheit ist. Ich lasse mich einfach nur fallen: Als erstes nehme ich ein wildes Stimmengewirr war. Laut und klar diskutieren eine handvoll Menschen zu meiner Linken und es scheint mir sie haben nichts anderes im Sinn als dafür zu sorgen, dass hier ein undurchdringlicher Knoten entsteht und keiner sich mehr durch die engen Gassen durcharbeiten kann. Aus einer handvoll zeternder Menschen wird nun eine undurchdringliche Mauer und ich, die bis dahin wohlig räkelnd in weichen Kissen lag, richte mich ungehalten auf. Ich muss in einer Sänfte sitzen, das kann ich deutlich wahrnehmen, denn ich schwebe geradezu über den Boden. Meine Träger bleiben nun stehen und beobachten wie ich das ohrenbetäubende Spektakel der Menschen, die nun sehr gestenreich zu einem Ergebnis kommen wollen. Es beunruhigt mich nicht, denn ich kann erkennen, dass es sich hier um einen Souk, einem orientalischen Basar handelt und üblicherweise werden Käufe in dieser Art und Weise so getätigt. Am Ende weiß so keiner mehr der Betei-ligten wer und was da gekauft werden sollte, aber es ist ja nicht wichtig, denn am Ende ist das Menschen-knäuel so umfangreich, dass der Händler viele Wa-ren verkauft hat. Das dauert aber alles lange und ich werde nun ungeduldig. Die blanke Wut kriecht an mir hoch und ich verabscheue nun den eindringli-chen Gestank von herben Schweiß und Fäkalien die bleiern in der Luft liegen. Ich halte nun meinen Sei-denschal, der zart nach Jasmin duftet, vor meine Nase und fluche laut. „Fatima! Was stehst du da dumm wie ein Maulesel herum? Nun geh doch end-lich hin und sorge dafür, dass meine Träger hier durchkommen und es endlich weiter geht!“ Fatima eine dunkelhäutige, kleine Frau erwacht nun abrupt aus ihrer Lethargie und verneigt sich kurz vor mir um dann ziel gerichtet die Menschenansammlung vor uns zu zerstreuen. Fatima ist eine energische kleine Person, die auch sonst wohl meine engste Vertraute ist. Sie ist stets meine rechte Hand und führt das aus was ich wünsche. Sie hat keine andere Aufgabe in diesem Leben. Es ist ein ehrenvoller Posten und doch wird sie niemals mit mir in meiner Sänfte sitzen dürfen. Eine leichte Brise des Meeres weht nun für einen kurzen Moment heran und jetzt scheint auch der Stau aufgelöst worden zu sein, denn zu meiner rechten fährt ein Karren vorbei der voll gefüllt ist mit Weinbergschnecken. Fatima geht nun gemächlich neben mir, nickt nur kurz, denn sprechen kann sie nicht mehr. Einst hatte man ihr in früher Jugend die Zunge heraus geschnitten, ein gängiges Verfahren zu dieser Zeit um das Sklavendasein zu beurkunden. Wir aber kommen aber auch ohne eine Unterhaltung aus, denn wir kommunizieren auf ganz andere Weise. Wir haben uns im laufe der Jahre an eine Art Gedankenübertragung gewöhnt. Sie hält nun einen großen Korb in Händen, voll gefüllt mit Kaktusfeigen und Datteln und reicht ihn mir. Ich nehme ihn an mich und stelle ihn an meine Seite. Ich würde es niemals zulassen, dass meine Dienerin einen schweren Korb schleppen muss. Ich gebe den Trägern den Befehl nun kurz zu rasten, denn zu mei-ner Linken kann ich jetzt den alten Weisen ausma-chen, der immerzu seinen besten Gefährten, einen Falken, bei sich hat. Der alte Weise ist blind und ist ein begnadeter Seher. Fatima begrüßt ihn freundlich indem sie ihm ein Goldstück in die Hände legt. Er, der eben gerade noch im Schmutz saß, richtet sich nun auf und geht auf meine Sänfte zu. Milchig graue Augen taxieren mich und ein Lächeln entblößt seine weißen Zähne. „Oh! Herrin! Welche wundersame Begegnung, heute so zeitig am Morgen! Gerade e-ben sprach der Falke von euch und nun seid ihr schon da! Es erblüht eine Rose in der Wüste der Verderbnis.“ Indessen hat der Weise seinen Falken auf meine Schulter gesetzt und dieser beginnt nun ganz entspannt sein Gefieder zu putzen. Ein wohli-ges Gefühl durchdringt mich nun. „Danke der Komplimente Seher, aber mich führt auch heute eine Frage zu dir hin und womöglich wirst du sie mir beantworten können. Lass ihn den Falken sprechen und das Goldstück ist dein!“ Der Seher schließt die Augen und erwartet nun meine Frage. Die flüstere ich ihm nun ins Ohr und erwarte geduldig seine Antwort. Fatima ist indessen weiter gegangen, denn sie wird pflichtbewusst wie immer am nächsten Stand einige Eier kaufen und mit dem Händler ges-tenreich den Preis aushandeln. Meine Träger genie-ßen indessen schnaufend die kurze Rast und der maskuline Duft ihres Schweißes vermischt sich nun mit den so betörenden Düften der zahlreichen Ge-würzmischungen die eifrige Händler feilbieten. Auch andere Menschen ziehen an uns vorüber, stets in Eile und ohne Notiz von uns zu nehmen. Der Seher hat indessen eine Eingebung und teilt sie mir nun mit:“ Herrin, ich sehe ihn den hohen Herrn wie er voll gepackt auf einem schwarzen Hengst sitzt und zu den Sternen blickt. Beruhigt euch, seine Reise war erfolgreich und schon Morgen wird er wieder euer Bett teilen. Er verzehrt sich schon nach euch und eine sinnliche Leidenschaft brennt in ihm. Haltet euch bereit, denn ich sehe in der Hitze des Sommers einen Sohn, der das Licht der Welt erblickt.“ „Sagt das dein Falke?“ „Das sagt mein Falke, denn nur er vermag sich in die Lüfte zu erheben und von oben die Ereignisse zu betrachten. Ihr wisst doch, er hat stets Recht behalten! Macht euch schön für euren Herrn und freut euch auf euren Sohn!“ „Danke! Du weiser alter Mann, Gesundheit möge euer Begleiter sein.“ Ein großes Glücksgefühl erreicht mich nun und so denke ich an den Gatten und bin voller Freu-de. Lang war seine Reise gewesen, zu lang für mein Herz und sicher wird er wieder mit einem sehr schö-nen Geschenk wieder kehren. Das letzte Mal war es eine Kette aus Jade gewesen, davor ein Ring mit einem Feueropal und lange Zeit ist es her, da brach-te er Fatima mit. Mein Gatte ist ein Händler und zieht von Zeit zu Zeit durch die Wüste um seine Ara-berpferde und Kamele zu verkaufen. Oftmals ist er bis nach Nubien gereist und dort fand er eines Tages Fatima. Sie stand da ganz verloren auf einem Basar herum und war verängstigt, denn man hatte sie ge-rade beraubt. Ihr Herr würde sie gnadenlos zur Re-chenschaft ziehen und es würde Prügel geben. Mein Gatte brachte das verängstigte Bündel Mensch nun zu ihrem Besitzer und handelte eine gerechte Summe für sie aus. So entkam Fatima der Prügel und sollte nun zukünftig meine Dienerin sein. Fatima mag kei-ne Basare und in der Tiefe ihrer Seele hat sie so immer noch viel Angst den Goldgefüllten Beutel um-her zu tragen um die Waren zu kaufen. Sie entfernt sich nie sehr weit von meiner Sänfte, denn sie glaubt, sie würde sich in dem Labyrinth eines jeden Souk verirren. Schon kommt sie wieder und reicht mir ein Korb mit unzähligen Straußeneiern. Ich gebe ihr ein Zeichen, dass sie nun erlöst ist und es nun nach Hause geht. Die Erleichterung steht ihr nun ins Gesicht geschrieben und wir lächeln uns beide an. Meine Träger, inzwischen auch müde und kraftlos, streben emsig den Ausgang des Basars an und ein bunter Mix von Menschen jedes Standes und jeder Hautfarbe zieht geschäftig an uns vorüber. Inzwischen hat Fatima eine kleine Katze im Arm und reicht sie mir sogleich. Schnurrend empfängt mich das kleine Wesen und nun wird das Kätzchen, wie zuvor schon viele andere, in meinen Hausstand mit aufgenommen werden nun ihren ehrenvollen Posten der Jägerin nachzugehen. Fatima und ich lieben beide Katzen und halten sie für heilig. Fatima sorgt sich um die Katzen und pflegt sie aufopferungsvoll. Ich schließe nun die Augen, lasse mich auf die vielen seidenen Kissen nieder und das wohlige Schnurren des Kätzchens erreicht mein Herz. Das Schaukeln der Sänfte erweckt in mir Müdigkeit und ich mag wohl nun eingeschlafen sein. Indessen wird Fatima mit staubigen Füssen neben mir her gehen und mich pflichtbewusst begleiten. Sie ist stets die erste die ich Morgens sehe und sie ist auch die letzte Person die ich am Abend sehe, mal abgesehen von meinem Gatten der mein Bett teilt, sollte er wieder aus einer seiner vielen Reisen wieder gekehrt sein. Schon bald erwache ich wieder und ich muss blinzeln, denn die Sonne hat den Zenit erreicht und brennt in meinen Augen. Einen Moment lang bin ich orientierungslos. Jedoch als sich meine Augen nun an das Tageslicht gewöhnt haben erkenne ich mein Schlafzimmer der Gegenwart wieder und meine Katzendame Tinka schnurrt an meiner Seite um auf ihren Appetit in aller Deutlichkeit hinzuweisen. Eine merkwürdige Reise war das! Grüble ich so vor mich hin und mir ist als vernehme ich noch das Stimmengewirr der zahlreichen Menschen auf dem Souk. Ein Duft von Jasmin, gemischt mit orientalischen Gewürzen liegt noch in der Luft. Jedoch erinnert sich auch meine Blase und schnell stehe ich nun auf. Schnell einen aromatischen Kaffee gebrüht und wie üblich sitze ich dann am Computer um meine Erinnerung an die Vision niederzuschreiben. Nur so kann keine noch so kleine Begebenheit verloren gehen. Sofort wird mir bewusst, dass Fatima heute in diesem Leben meine Veronice sein muss. Es ist spannend, denn der Ort ist mir aus der Gegenwart so vertraut und ich denke an eine Reise die ich mit Veronice zusammen gemacht hatte. Das war in Tunesien und der Basar befand sich in Sousse unmittelbar am Mittelmeer. Das Erlebnis mit ihr empfand ich damals als schon sehr merkwürdig! Kaum in Sousse angekommen, da machte ich ihr recht schnell den Basar schmackhaft, denn nur müßig am Strand herum lungern war nun wirklich nicht unser Ding und so war ich erfreut, dass sie diesem Abenteuer zustimmte. Wie immer sollte ihre Spiegelreflexkamera sie begleiten um das eine oder andere Objekt ihrer Begierde einzufangen. So machte man sich, im Gepäck einiges an Geld, auf den Weg um eventuell ein paar Schnäppchen zu ma-chen. „Veronice, sollten wir auf dem Souk etwas entdecken was wir kaufen wollen so denke daran, dass man hier eisern handeln muss! Der Preis wird in jedem Fall viel zu hoch sein und schaffen wir es ihn auf die Hälfte herunter zu handeln, dann ist das schon ein großer Erfolg und der Verkäufer hat hier immer noch genug verdient. Leider liegt mir das ja nicht so das Handeln, da bin ich viel zu lasch, aber du bist doch sehr energisch und wirst das als Profi des Einzelhandels sicher besser bewerkstelligen!?“ „Wollen es hoffen, habe doch lange genug im tiefen Wedding gewohnt wo Türken und Araber immerhin in der Überzahl sind.“ Inzwischen stoßen wir auf eine uralte Mauer mit weiß getünchten Steinen und passieren das große Tor und schieben uns durch die Massen der Menschen die eifrig ihre Käufe tätigen wollen. Ein bunter Mix aus Tunesiern und Touristen. Der Souk, der mir wohl vertraut ist, denn ich war ja schon ein paar Mal dort, besteht aus vielen engen Gassen, die innerhalb der Mauern, an ein Labyrinth erinnern und so lassen wir uns einfach treiben. Ich verheimliche vorerst Veronice das es hier keinerlei System gibt und nur der Zufall dafür sorgen wird hier jemals wieder heraus zu kommen. Sie jedoch ist nun vollständig eingenommen von all der Pracht an kulinarischen Genüssen die an zahlreichen Ständen feilgeboten werden. „Das ist ja Wahnsinn was die hier alles verkaufen! Ich fühle mich um Jahrhunderte zurückversetzt Christine!“ „Ja, es ist märchenhaft und ich erlebe das jedes Mal aufs Neue so! Es ist ein Zauber und ich glaube mich auch jedes Mal in eine andere Dimension von Zeit und Raum zu befinden. Jetzt kannst du diese Magie hautnah mit empfinden! Da! Schau! Ein Laden mit Bekleidung, wolltest du dir nicht eine Tunika kaufen? Hier wirst du bestimmt fündig werden!“ So schieben wir uns durch die Mas-sen, stets die Hand sorgsam am Geldbeutel, um den Dieben keine Chance zu geben und schon haben wir das Innere des Ladens erreicht. Eine Pracht an schönsten Tunika in bunten Farben und in allerlei Stoffen erwartet uns nun und möchte nun erobert werden. Wollüstig stürzen wir uns auf das Gewirr aus Stoff und sind geradezu verzückt. Dies nimmt sogleich der Verkäufer als Anlass sich gestenreich vorzustellen und seine Ware über alle Massen zu loben und vergisst auch zahlreiche Komplimente nicht, die er uns unverhohlen macht. „Madame, ich mache ihnen einen guten Preis, sehen sie nur, welch gute Qualität sie hier nur bei mir bekommen! Das Schwarze hier mit Silber durchwirkt schmeichelt ja geradezu ihrem so schönen dunklem Haar!“ Dieses Kompliment geht Veronice runter wie Öl, aber sie ist dennoch eisern auf eine langwierige Verhandlung gefasst und lässt nicht ein Wimperzucken zu, sich durch Schmeicheleien zu einem überteuerten Kauf hinreißen zu lassen. Stolz streckt sie ihr kleines Kinn in die Höhe und verkündet trotzig: „Das ist aber kei-ne gute Qualität! Fühlen sie einmal den Stoff, sie werden sehen es ist minderwertige Baumwolle! Sie werden doch sicherlich für uns beide Damen hier etwas viel Besseres haben?“ Der Verkäufer wird nun ganz rege, macht einen unterwürfigen Bückling und führt uns nun zu atemberaubend schönen Tunika. Hoheitsvoll stöbern wir nun in dem bunten Berg aus Stoff herum und werden auch schon fündig. Ich bin geradezu begeistert über ihre Verhandlungskünste, denn Veronice hatte es doch geschafft den Preis um die Hälfte zu reduzieren und des Verkäufers Gejaule stößt bei ihr auf taube Ohren. „Aber Madame, sie sind grausam zu mir! Ich werde meine Familie nicht mehr ernähren können bei dem Preis den sie zahlen wollen!“ „Gut, wenn sie meinen! Dann kaufe ich es eben nicht!“ Schon hatte sie sich umgedreht und marschierte majestätisch aus dem Laden. Ich war nun etwas verblüfft, denn der Verkäufer sprang wie ein Panther zu ihr, überhäufte Veronice mit allerlei wilden Flüchen, hielt ihr aber die ersehnte Tunika unter die Nase und nahm rasch den Geldschein den sie ihm lächelnd und siegessicher hin hielt. Ich war indessen komplett verwirrt und flüsterte:“ Da hast du aber noch Glück gehabt! Mann war der sauer auf dich!“ „Nicht Glück hatte ich, liebe Christine! Das eben war ja meine Taktik gewesen! Ich wusste ganz genau, der würde am Ende doch dem Kauf schnell zustimmen. Es ist aber Ehrensache sich das in den orientalischen Ländern hart zu erarbeiten. Der hat noch ganz gut dran verdient, glaube mir das mal!“ „Trotzdem du musst dich aber jetzt mies fühlen, der hat dich doch richtig beschimpft!“ „Im Gegenteil, er hat mir dadurch seinen Respekt ausgesprochen, denn ich war für ihn eine gute Verhandlungspartnerin!“ Ich drehte mich etwas irritiert zum Verkäufer um und sah diesen wie er freudestrahlend uns zuwinkte und eine Kusshand zuwarf. Ich musste nun lauthals lachen und Veronice stimmte fröhlich mit ein. Diese letzte freundliche Geste erinnerte keineswegs an den verbitterten und verärgerten Verkäufer von vorhin! Veronice Augen wurden immer größer und größer, denn was sich ihr mit jedem Schritt durch den Souk darbot war für sie etwas ganz Neues und ich freute mich, schließlich hatte mich auch wieder der Zauber gepackt. „Sieh mal! Dort! Da sitzt ein alter Mann auf der Treppe. Oh! Wie schön! Der hat einen Falken auf dem Arm! Komm lass uns hingehen und fragen ob er ein paar Fotos von uns machen würde.“ Schon hatte ich ihre Hand fest umklammert und überhörte ihre Skepsis geflissentlich. „Christine, wir können doch nicht einfach zu einem wildfremden Mann ge-hen und ihn anquatschen. Wer weiß, vielleicht ist der Falke sogar bissig! Überhaupt, der wird doch auch Geld dafür haben wollen, wozu sollte er denn sonst hier rum sitzen?!“ „Lass gut sein Veronice! Das wä-re ja auch angemessen ihm einen kleinen Obolus zukommen zu lassen. Sei nicht so geizig. Du wirst sehen das macht Spaß! Ich weiß es ganz sicher, der Falke ist ganz zahm. Das werden schöne Fotos wer-den, wirst schon sehen!“ Der alte Mann strahlte uns indessen freudig an und hatte anhand unserer so zahlreichen Gesten schnell verstanden was wir von ihm wollten und so hatte er schon einmal Veronice den Falken auf den Arm gesetzt. Sie war dann doch sehr angetan von dem wunderschönen Tier und so verlor sie recht schnell die Angst vor dem Falken. So kam ich dann nach erfolgreicher Fotoaufnahme dran und ich genoss diese so königliche Ausstrahlung des Raubvogels und hätte ihn am liebsten gar nicht wie-der hergegeben. Der alte Mann behandelte uns wie gute Freunde und war durchweg höflich. Auch ich hatte hier das Gefühl als wäre es ein guter alter Freund und ich war ein wenig traurig, dass ich mich nicht mit ihm unterhalten konnte. Am Ende gab ich ihm ein Geldstück aber er wollte es nicht annehmen. Nach einigen Überredungskünsten gab er sich dann schließlich geschlagen, denn ich hatte ihm mit viel Mühe begreiflich machen können, dass das Geld für den Falken wäre. Diesmal war Veronice nun gerührt. „Vielleicht war er gekränkt, dass du ihm das Geld aufgedrängt hast!“ „Nein, aber auch der Ärmste hier wird sich seinen letzten Rest Stolz bewahren und das ist legitim. Da es ja für den Falken war, zumindest offiziell, ist das nun in Ordnung für ihn. Du siehst, so habe ich hier zahlreiche Erfahrung mit dieser so heiklen Sache. Du wirst hier niemanden einfach nur betteln sehen. Dazu sind die Menschen hier zu stolz. Sie bieten vielmehr eine Dienstleistung an und das ist doch ehrenvoll!“ Schneller als gedacht sollte da Veronice alsbald erneut mit dieser Tatsache ihre Bekanntschaft machen, denn am Ende hatten wir uns in dem Labyrinth verlaufen. Mich beunruhigte das Ganze überhaupt nicht, denn mir war das schon oft passiert und am Ende hatte ich schließlich immer einen Ausgang gefunden. Sie war aber jetzt doch sehr verängstigt, denn schließlich waren wir weit ab vom Menschengetümmel gekommen und waren so in einer einsamen Gasse geraten die alles andere als Vertrauens einflößend war. Hier lebten die Tunesier noch wie vor Jahrhunderten und es drängte sich hier unweigerlich das Gefühl auf, man wäre gewaltsam in dieses Jahrhundert hinein katapultiert worden und es wäre unmöglich aus dieser Zeitdimension wieder in die Gegenwart zurück zu kommen. Panik machte sich nun bei meiner Freundin bemerkbar und sie hielt eisern ihre Kamera und ihre Handtasche fest. „Oh Gott! Jetzt kommen bestimmt Diebe und wir sind ihnen hier komplett ausgeliefert!“ Jammerte sie laut und war kaum zu beruhigen. „Bleib ganz ruhig, es geschieht dir nichts. Bestimmt kommt gleich je-mand der uns den Weg zeigt! Sieh doch! Dort ist schon unser Retter. Der wird uns sicher hier heraus helfen!“ „Und wenn er so ein Dieb ist? Ich will die Kamera nicht einem Strolch geben müssen!“ „Jetzt beruhige dich mal. Ich frage ihn mal.“ Schon war ich losgelaufen und fuchtelte mit den Armen, damit der Retter in der Not mir nicht am Ende durch die Lap-pen gehen konnte. Ich hatte Glück, unser Retter blieb etwas verwundert stehen und hatte recht schnell erkannt was wir von ihm wollten. In Kürze hatte er uns wieder auf den Hauptweg des Souk ge-führt und war sehr höflich zu uns. Er konnte sogar ein wenig Deutsch sprechen und am Ende hielt er seine Hand auf und ich legte befriedigt ein Geld-stück hinein. So war ich im Nachhinein doch er-staunt, dass meine sonst so energische Veronice hier völlig in Panik aufgelöst war und ganz weiche Knie hatte. Das gab sich aber rasch wieder, denn am Aus-gang erblickte sie eine kleine Katze die ihre unge-teilte Aufmerksamkeit einklagte. Da war meine Freundin wieder in ihrem Element und sie streichelte das Tier mit Genuss und fotografierte es in allen möglichen Positionen. „Ist alles wieder gut?“ „Ja, jetzt ist der Schrecken verdaut! Tut mir leid, aber ich weiß ja auch nicht wieso ich derart panisch war.“ „Hauptsache ist jetzt du kannst das vergessen. Ein bisschen Abenteuer muss auch mal im Urlaub vor-kommen. Sehe es einfach aus der Warte!“ So hatten wir weiterhin einen sehr schönen Aufenthalt in Tu-nesien und Veronice ließ sich nach und nach von mir in ein neues Abenteuer verleiten. Darunter war schließlich auch ein Besuch in einer der vielen Kaf-feestuben, die Einheimische Männer hier am Ort, besuchten um sich eine Shisha schmecken zu lassen und einen Mokka zu trinken. So vergaß ich aber, dass ja zurzeit Rahmmadam war und so erst nach Sonnenuntergang das Leben der Gläubigen begann. Da waren wir dann eines Tages zu früh im Cafe und wunderten uns, dass die Besitzer lethargisch auf dem Stuhl saßen und sich vom Fernseher berieseln ließen. Sie nahmen keine Notiz von uns Frauen und ich war überhaupt nicht ungehalten, denn schon bald würde die Sonne untergehen und reges Leben würde in das Cafe kommen. Veronice war ungeduldig, denn wir waren zahlende Gäste und sollten doch wohl schnell bedient werden. „Wieso kommt hier keiner um die Bestellung aufzunehmen?“ „Es ist Rhammadam! Das sollten wir Christen auch respektieren. Warten wir einfach eine viertel Stunde ab, dann werden sie uns als ihre Gäste begrüßen. Es ist ein höfliches Volk, aber auch ein sehr gläubiges Volk. Wir aber sollten das jetzt respektieren und uns nicht daneben benehmen.“ Die Sonne hatte ein wenig später ihr letztes Licht gezeigt, da kam dann auch schon pul-sierendes Leben in das Cafe und der Wirt nahm eif-rig die Bestellung auf. Man lachte und man war fröhlich und schwatzte nun ungehalten miteinander. Auf unseren Tee warteten wir dann nochmals ein wenig länger wie gewohnt, denn schließlich musste der Wirt sich erst einmal stärken und eine Mahlzeit zu sich nehmen. Das machte mir rein gar nichts aus, denn ich fühlte mich wie Zuhause. Entspannt zog ich an der Shisha und lachte fröhlich. Veronice war das irgendwie fremd und sie fühlte sich etwas gehemmt. Ich fühlte mich wiederum in eine andere Zeit zurück versetzt und indessen ehrte man uns Gäste mit dem hier so vertrauten Jasminöl, welches nun auf unsere Haare geträufelt wurde. Ein alter Brauch aus der alten Zeit und ich war selig diese Ehre zu erhalten. Am Ende war es ein gelungener Ausflug gewesen. Nur Veronice war ein wenig nachdenklich. „Weißt du, ich schäme mich jetzt ein bisschen. Die Leute die waren so freundlich und ich war so muffelig. Ich habe mich wie eine Zicke benommen.“ „Das war ja alles fremd für dich. Weißt du, ich hätte dich besser vorbereiten sollen. Wir waren schließlich in einem Cafe wo von je her nur Männer Zutritt haben. Da zeugt es schon von viel Respekt wenn sie uns trotz der Tradition so liebevoll bewirten. Noch dazu ihr heiliges Fest. Auch wir Deutschen sollten hier mal Respekt zeigen und Höflichkeit walten lassen. Du hast ja gesehen, es führt am Ende in eine Harmonie.“ Am Ende besuchte man noch eine Straussenfarm und konnte mit Vergnügen die großen Vögel mit ihrer Brut beobachten. Selbst die riesigen Eier die vor Ort anschaulich gezeigt wurden erweckten unser Interesse. Es wurde auch gezeigt wie das Fladenbrot seit je her gebacken wurde und so machte man eine Reise in die Vergangenheit. Ein Kamelritt war hier auch obligatorisch und mit Freuden schloss ich mich der Karawane an und genoss das Schaukeln auf dem Rücken des Tieres. Veronice aber hatte sich indessen nicht überreden lassen auf einem Kamel zu reiten, denn ihre Angst war zu groß und sie nahm lieber im Zweispänner Platz, den Esel durch die karge und öde Landschaft zogen. Einige Jahre später würde sie aber ihre Angst überwinden und eine begnadete Reiterin werden und das war dann wirklich ein Wunder! Sie genoss es geradezu in Tunesien als feminine Frau wahrgenommen zu werden und die vielen ehrlich gemeinten Komplimente der Tunesier gingen ihr nun runter wie Öl. So verlebten wir noch einen typisch tunesischen Dinnerabend mit Musik, Tanz und dem traditionellen Cous Cous. Mit Freude konnte ich nun beobachten wie sie talentiert und leidenschaftlich den Bauchtanz vorführte und alle Hemmungen die sie sonst an den Tag legte fielen hier von ihr ab, so als würde sie in eine andere Zeit versetzt, zurück um viele Jahrhunderte, das ausleben was schon immer Selbstverständlich war. Veronice schien ein ganz anderer Mensch zu sein und das im positiven Sinne. Ich war glücklich ihr diese so wichtige Reise ans Herz gelegt zu haben. Am Flughafen, am Tag des Abflugs, wäre es fast nicht dazu gekommen, denn es übermannte sie große Panik und sie weigerte sich in das Flugzeug zu steigen. Sie hatte von Hause aus Flugangst und die eingenommenen Reisetabletten schienen das Problem nicht zu mildern. So musste ich sie regelrecht zum Flugzeug zerren. Ich hielt so die ganze Zeit ihre Hand während des Hinfluges und so fasste sie dann etwas Vertrauen in die Technik unserer modernen Zeit. Für mich war das Fliegen stets etwas atemberaubend Schönes gewesen und ich fühlte mich immer wie ein Falke der sich hoch in die Lüfte schwang und das Leben unten auf der Erde aus seiner Sicht betrachtet. Später sollte auch hier meine Freundin ihre Flugangst überwinden und sie flog sogar einmal alleine und meisterte diese Mutprobe ebenso wie das Reiten mit Bravour. So hatte man stets im Miteinander seine Urängste bewältigt und wuchs an den Herausforderungen. Scheinbar war man unendlich miteinander verknüpft, sei es einst in der Vergangenheit, in der heutigen Gegenwart man sich hilfreich an den Händen hielt und ganz sicher würde man sich in der Zukunft auch wieder finden um zur Vollendung zu gelangen. Jeder hatte von uns seine persönlichen Ziele und Herausforderungen zu bewältigen. Es mag kaum mehr ein Zufall sein, die erlebte Reise in die karmische Vergangenheit, meine Vision und die tatsächliche Reise nach Tunesien in dieselbe Region. Beweisbar ist es keineswegs, aber was letztlich bleibt ist die Faszination dieser Magie! Veronice sucht auch heute noch nach Erklärungen für diese schicksalhafte Verbindung. Sie ist durch und durch Realistin und eher Kopflastig veranlagt. Aber auch sie hat Eingebungen und eine davon ist, dass sie ganz sicher ist, dass wir nicht nur in einem Leben sehr eng miteinander verbunden waren, sogar schon einmal in einem Holzhaus im Wald, vor etwa vierhundert Jahren zusammen lebten und dort als so genannte Hexen fungierten. Einfach eine Intuition!

Anmerkungen des Autors:

Die Autorin:

Christine Barth, 1965 in Mainz geboren und Mutter zweier Söhne, lebt und wirkt heute in Berlin. Sie ist esoterische Lebensberaterin, welche sie durch ihre angeborene Hellsicht als Medium und die Kunst des Kartenlegens vervollkommnen konnte. Christine ist
überzeugte Lichtarbeiterin/Geistheilerin/Buddhistin und hat als Autorin in ihrem ersten veröffentlichen Werk: Die Göttin - eine magische Reise durch das Leben, deutlich gemacht, dass sie in die Fußstapfen ihres Urahnen Carl Zuckmayer treten möchte: Ihre höhere Berufung, die „Spirituallität“, leben und in die Welt hinaus verkünden.

Die Co – Autorin:

Sylvia Liedtke, 1961 in Berlin geboren, Mutter eines Sohnes ist heute freiberuflich als Lebensberaterin und hellfühlige/hellsichtige Kartenlegerin tätig. Ihre Schwerpunkte beziehen sich auf Karmaberatung und Astrologie. Sylvia ist überzeugte Lichtarbeiterin und Engelsmedium. Sie ist leidenschaftliche Autorin von Gedichten, welche zum wiederholten Male in einem Gedichtband eines großen, renommierten Verlages veröffentlicht wurden.

Zurück